Commedia dell'arte ist das italienische Stegreiftheater, das 200 Jahre lang, von 1545 bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts, die Bühnen Italiens und einen großen Teil der anderen europäischen Bühnen beherrscht hat.
Eine vielseitige Theaterform: sie hat Elemente des unliterarischen Volkstheaters in sich aufgenommen; sie hat sich des Volkswitzes und der Witzfiguren aus den verschiedenen italienischen Landschaften bemächtigt und der Masken des venezianischen Karnevals bedient. Aber auch eine ungemein fruchtbare Theaterform: Italienische Komödianten haben sie verbreitet, und sie hat die deutschen und englischen Lustspiele durchdrungen, die Rüpel Shakespeares genährt. Wer die Typen der Commedia dell'arte und ihre Beziehungen kennt, der findet sie heute als Schnittmuster hinter so mancher Unterhaltsamkeit des Films und des Fernsehens.
Aus dem Stegreif, aus der reinen Improvisation, kommt kein Theater zustande. Gewisse Abmachungen müssen vorher auch bei der Commedia dell'arte getroffen werden. Zunächst über den Typus der Mitspieler. Eine italienische Stegreiftruppe bestand gewöhnlich aus sechs männlichen und sechs weiblichen Schauspielern; jeder spielte immer die gleiche Rolle und vererbte sie, samt Kostüm, Requisiten und Witzen, innerhalb seiner Familie.
Dieses Arsenal von festgelegten Figuren wurde nicht von Schriftstellern, sondern von Schauspielern ausgeprägt. Mit ihm läßt sich improvisieren, zumal die Zuschauer schon am ebenfalls festgelegten Kostüm erkennen, um wen es sich handelt. Die Möglichkeiten ihrer Beziehungen liegen auf der Hand. Festgelegt werden mußte nur noch der grobe Ablauf der Handlung.
Um diese Fragen zu klären, fertigte der ›Concertatore‹ ein Szenarium an und heftete es hinter der Bühne an, so daß sich jeder Schauspieler vor seinem Auftritt über den gewünschten Fortgang der Geschichte orientieren konnte.
Dazu hatten sie ein Repertoire von mehr als 10000 ›lazzi‹, von ausprobierten akrobatischen Effekten, von immer paraten Witzen, die sie bei passender Gelegenheit anbrachten. Und wenn in der Stadt, in der die Truppe auftrat, ein Skandälchen ruchbar wurde, so kam es taufrisch auf die Bühne, wurde im Spiel improvisiert und kommentiert.
Man spielte mit dem ganzen Körper. Die Bühne, ein einfaches Holzgerüst, hatte keine nennenswerten Dekorationen, nur Vorhänge auf allen vier Seiten, um Überraschungsauftritte und Zaubereinlagen zu ermöglichen: eine Bühne, die allein durch den Schauspieler lebendig wird.