Sprecherziehung

Sprechen ist Handeln

Die Sprecherziehung nach Aderhold unterteilt sich in die Teilbereichen Atem-, Artikulations- und Ausdrucksschulung sowie Textinterpretation. Ausgangspunkt der Arbeit ist die Erkenntnis, daß Sprechen an Handeln gebunden ist und nicht als losgelöste Funktion begriffen werden kann. Sprechtechnik und Ausdrucksvermögen werden über den Körperausdruck entwickelt  Als Kommunikationsmittel wird gesprochene Sprache zielgerichtet auf ein Gegenüber hin eingesetzt. In der Regel sollen Denken und Handeln der angesprochenen Person beeiflußt werden. Die Arbeit am Text soll den Studierenden helfen, die im Text enthaltenen Haltungen und Motivationen der Figur herauszulesen, und ihnen Lust machen, mit gesamtkörperlichem Einsatz zu sprechen.

Das Hauptziel aller Stimm- und Sprecherziehung ist, aus den Schau­spielstudenten das situative Sprechen, das Sprechen aus unter­schiedlichen Haltungen, herauszulocken - auch kurz gesti­sches Sprechen genannt. Zunächst müssen die Studenten, die aus unterschiedlichsten Sprachlandschaften kommen, zu Einsatz und spielerischer Selbsterkenntnis gebracht wer­den, das heißt, Ausdrucksbedürfnis und Ausdrucksfreude wer­den über motivierte spielerische Improvisationen mit Hilfe des Körpereinsatzes, des Atems, des Einsatzes der stimmlichen und sprachlichen Mittel, entdeckt.

Aber vor allem wissen, warum sage ich genau diesen Satz und dann den nächsten. Was meint er, wie mache ich es, dass im Sagen das Meinen deutlich wird für den, mit dem ich spiele, für die, die zuhören auf der Bühne und im Parkett.

Wohlklang der Stimme und Deutlichkeit des Sprechens sind leer und nichts, sind das, was wir hohles Pathos nennen, wenn wir dabei nicht genau überdenken, was wir zu sagen haben und worauf es an­kommt. Wenn wir sprechen, wie wir fühlen, also warm aus unserem Herzen und klar aus unserem Verstand heraus, dann weisen uns diese geistige Klarheit und die Ehrlichkeit unseres Empfindens den Weg zur sinnvollen Anwendung alles dessen, was uns  die technische Durchbildung unserer Stimme und Sprache an Ausdrucksmitteln bereitgestellt hat, und werden so die sichersten Führer zu dem Ziel, unsere schöne deutsche Sprache richtig, sinn- und ausdrucksvoll zu sprechen. Noch einmal: Mut zur Pausel Mut zum richtigen Atmen.

Im Atemholen sind zweierlei Gnaden: die Luft einziehen, sich ihrer entladen.

(Goethe)

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